Die Ostfriesen haben im Laufe der Jahrhunderte viele Schlachten geschlagen, für manche davon sieht die Faktenlage eher mau aus, andere sind relativ genau überliefert. Die Römer sollen verjagt worden sein, die Wikinger besiegt und auch Übergriffe aus den südlichen Gegenden wie dem Emsland oder dem Oldenburger Land konnten erfolgreich abgewehrt werden. Natürlich bekämpften sich die Ostfriesen auch gegenseitig. Für einige der historischen Orte wurde später ein Denkmal gesetzt.
So kennen die meisten Ostfriesen das Denkmal der “Friesischen Freiheit” am Upstalsboom oder die Schlacht auf den “Wilden Äckern”. Fragt man jedoch nach dem Friesendenkmal, erntet man in der Regel Schweigen. Das mag einerseits daran liegen, dass es nicht in Ostfriesland, sondern nahe der Grenze etwas versteckt im Ammerland liegt, andererseits dort die Ostfriesen in einem Kampf trotz zahlenmäßiger Überlegenheit den Kürzeren gezogen haben. Was war passiert?
Die alte Heerstraße von Hamburg nach Amsterdam verlief im 15. Jahrhundert durch Oldenburg und das Ammerland nach Leer. Zwischen Apen und Detern lag die Grenze zu Ostfriesland. Dort gab es immer wieder Überfälle der Ostfriesen auf die Ammerländer – und umgekehrt.
Gerhard von Oldenburg, auch Gerd der Streitbare oder Mutige genannt, war 1457 Graf von Oldenburg, Ulrich I. der Häuptling von Ostfriesland. Noch nicht der Graf, denn erst 1464 wurde er in den Reichsgrafenstand erhoben. Beide überfielen zu der Zeit immer wieder die in Grenznähe gelegenen Dörfer, so wurden wechselseitig Westerstede und Apen ebenso wie Detern und Hollen jeweils geplündert und in Schutt und Asche gelegt.
Unter der Führung von Edo Boyungs von Gödens überfielen die Friesen im März 1457 erneut die Gegend um Westerstede, denn die Gelegenheit war günstig: der Graf von Oldenburg war in Schweden zu Besuch bei seinem Bruder, der dort zum König gekrönt wurde. Trotzdem trafen die Friesen auf unerwartet harten Widerstand der Ammerländer, weshalb sie schließlich mit der Beute den Rückzug antraten. Viele Wege gab es nicht, daher nutzten sie den schon erwähnten Heerweg. Dieser war im Winterhalbjahr verschlammt oder stand sogar unter Wasser, weshalb er hin und wieder geräumt wurde. Der Schlamm wurde an den Seiten aufgehäuft, so entstand mit der Zeit ein Hohlweg. Besonders beim Seggenford war der Weg eng und schwer zu passieren, hier sahen die Ammerländer ihre Chance: am 28. März 1457 versperrten sie den Hohlweg zwischen Mansie und Fikensolt mit Baumstämmen und schlugen die Friesen in die Flucht, um ihren Besitz zurück zu holen. Die durch die Enge des Weges extrem langgestreckte Kolonne der Friesen konnte den Ammerländern nichts entgegensetzen, so flohen sie und ließen ihre Beute zurück.
Erst 1912, zur Zeit des letzten deutschen Kaisers Wilhelm des II., wurde der Schlacht ein Denkmal gesetzt. Vaterländische Denkmäler waren zu der Zeit sehr in Mode. Es steht heute noch, wenn auch im Wald verborgen.
Der alte Heerweg ist mittlerweile ein breiter Sandweg und kann mit dem Rad befahren werden, der benachbarte Forst mit Altem und Neuem Südholz, dem Seggehorn, Hammelhorn und Osterbrok dagegen ist wenig besucht. Hier wurden die Toten begraben, die Gegend wurde daher im Volksmund noch lange “Freesenkarkhoff” genannt. Man findet einsame Waldwege, viele kleine Wasserläufe mit Wällen und an einigen Stellen Stechpalmen, die sich hier anscheinend wohlfühlen.