Erstens kommt es anders…
Geplant war eigentlich ein Rundkurs Benser Tief – Stuhlleide – Falstertief, ein Niederungsgebiet zwischen Dunum, Stedesdorf und Burhafe am Rande des Oldenburgisch-Ostfriesischen Geestrückens. Was auf der Karte sehr reizvoll aussieht, entpuppt sich jedoch als unmöglich zu fahren: Das Benser Tief ist keins mehr, man kann trockenen Fußes hindurchlaufen, sofern man überhaupt durchkommt – es ist völlig zugewachsen mit Schilf, Binsen und sogar Bäumen und Sträuchern. Während Stuhlleide und Falstertief durchaus fahrbar sind, ist so kein Rundkurs mehr möglich.
Alternative
Stuhlleide und Falstertief münden in das Neuharlinger Sieltief, welches Ende des 18. Jahrhunderts als schnurgerader Entwässerungskanal angelegt wurde. Mit Rietleide und Meyenburger Tief ergibt sich ein netter kleiner Rundkurs durch ein kaum besiedeltes Gebiet, welches noch vor 200 Jahren in den Wintermonaten in einen riesigen See verwandelt wurde.
Die Eisfahrt (2006)
Einsetzstelle ist das Neuharlinger Sieltief (Brücke zwischen Mullbarg und Stedesdorf). Die langweilige Strecke kommt zuerst – schnurstracks geht es Richtung Norden. Nach etwa einem Kilometer zweigt links die Grove ab, auf der man bis Osteraccum fahren kann. Nach weiteren zwei Kilometern und drei Brücken zweigt dann rechts die Rietleide ab. „Leide“ werden hier kleinere Tiefs genannt, die meisten davon sind gut fahrbar. Das Jahr hat gerade begonnen, von der letzten „Eiszeit“ sind noch Reste zu sehen. Das Wasser ist eiskalt, zur Sicherheit dient ein Neoprenanzug als Unterwäsche. Teilweise sind noch Reste der Eisfläche vorhanden, die meisten brechen sofort auseinander, bei einigen ist jedoch Vorsicht geboten, das Boot kann umkippen oder Leck schlagen.
Auf der Rietleide müssen einige wenige sehr niedrige Brücken und Wehre umtragen werden, bei niedrigem Wasserstand können Mutige auch durchfahren, die Tore sind meist offen. Im Winter lasse ich das lieber. Hinter der Brücke Boisenhausen/Kleinhusums zweigt auch die Klunderberger Leide ab, endet jedoch kurz vor unserer Einsetzstelle. Ein Abkürzung wäre nur mit längerer Landpassage möglich.
Die Rietleide mündet nach einigen weiteren Kehren in das Meyenburger Tief, hier geht es rechts weiter unter der Brücke Helsenwarfen/Erichswarfen hindurch. Es folgen hohe, meist mit Schilf bewachsene Ufer, man sieht von der Umgebung häufig nur die Windkraftanlagen. Die Brücke bei Mullbarg folgt, bei geöffnetem Tor kann man hier gut durchfahren. Am Spätnachmittag beginnt die Wasseroberfläche wieder zu zufrieren, durch die frischen Eisflächen geht es immer langsamer voran. Endlich mündet das Meyenburger Tief in das weitgehend eisfreie Neuharlinger Sieltief, nach einem Kilometer folgt dann wieder die Einsetzstelle.
Menschen habe ich auf der ganzen Fahrt keine gesehen. Es soll hier aber welche geben – wozu sonst die vielen Brücken?