Dukegat (Bohrinseln Außenems)

Von der Knock aus kann man bei ablaufendem Wasser in eine wundervolle amphibische Landschaft paddeln, mit Prielen, Sandbänken und viel offenem Wasser. Dabei sollte man allerdings einige Besonderheiten beachten. Einige Gebiete dieser Region gehören zur Ruhezone des Nationalparks Wattenmeer und dürfen nicht betreten werden (s. Karte).

Mittlerweile gibt es das Naturschutzgebiet Außenems, wodurch weitere Verbote entstanden sind. Diese Fahrten fanden allerdings vorher statt. Über den aktuellen Stand der Verbote informiert das NLWKN.

Übersicht Emsmündung
Übersicht Emsmündung (zum Vergrößern klicken)

Direkt an der Knock liegt der Gatjebogen, über den das gesamte Wasser von Ems und Dollart ausgetauscht wird. Durch die hohe Stömungsgeschwindigkeit ergeben sich hier an einigen Stellen Tiefen bis zu 22 m, während sich an anderen Stellen enorme Mengen an Sedimenten ablagern, die ein ständiges Ausbaggern der Fahrrinne erfordern. Der Gatjebogen geht in das Ostfriesische Gatje über, danach folgt im Norden das Dukegat. Abgetrennt durch die natürlichen Sände Paapsand und Hund verläuft auf holländischer Seite die Bucht von Watum, die durch die Verklappung von Schlick aus dem Delfzijler Hafen jedoch nur noch wenig Wasser führt und mittlerweile sogar in Höhe Delfzijl bei Niedrigwasser trockenfällt. Noch vor hundert Jahren verlief hier das Hauptfahrwasser zwischen Emden und der Nordsee. Watum war bis zum 2. Weltkrieg ein Leuchtfeuer auf niederländischer Seite. Durch die Verlagerung der Sände musste das Fahrwasser ständig angepasst werden, so musste später auch die Emshörnplate nicht mehr umfahren werden, wodurch der Pilsumer Leuchtturm überflüssig wurde.

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Die unbemannte Gas-Förderplattform Manslagt Z1 von Exxon lag im Dukegat und nahm 1993 ihren Betrieb auf. Sie förderte über eine Gaspipeline nach Campen bis zum Jahre 2009 ca. 1,2 Milliarden Kubikmeter Gas aus 3400 m Tiefe. Ende 2012 wurde die Anlage zurückgebaut, die ca. 6 km lange Pipeline zur Ladestation an Land wurde dabei mit Beton verschlossen und bleibt im Watt. Es gab in diesem Bereich immer wieder Probleme mit den starken Strömungen, die die Leitungen freigelegt haben. Zeitweise waren sogar Steinschüttungen zur Fixierung nötig. Die Plattform lag außerhalb der geschützten Gebiete des Nationalparks Wattenmeer, durfte aber nicht betreten werden. Für Schiffe war ein kleiner Bereich rund um die Plattform gesperrt, der durch gelbe Tonnen und gelbes Leuchtfeuer angezeigt wurde. Nördlich der Plattform gibt es einige Sände wie die Dukegatplate oder Emshörnplate, die nicht zur Ruhezone I gehören und ein Trockenfallen erlauben. Dabei sollte man aber besondere Rücksicht auf die Tierwelt nehmen.

Eine Tour 2016 ins Dukegat gibt es hier zu sehen.

Eine weitere ehemalige Bohrinsel liegt gegenüber auf holländischer Seite (wobei der genaue Grenzverlauf immer noch unklar ist) im Europäischem Vogelschutzgebiet Paapsand/Hund (ndl. Paap/Hond). Im Norden liegen häufig Seehunde auf den Sandbänken, wer anlanden möchte, sollte die Stelle entsprechend vorsichtig auswählen, um Störungen zu vermeiden. Bis auf die Bohrinsel wird der gesamte Sand bei Hochwasser vollständig überspült. Es gab von Delfzijl sogar erste Wattwanderungen zum „Gaseiland“ oder auch „Werkeiland“, welches in den 60er Jahren als Bohrinsel angelegt wurde. Es wird jedoch kein Gas mehr gefördert, sondern die Station dient zur Messung und Beobachtung von Gasdruck und Setzungen.

Am südlichen Ende des Paapsand leitete von 1956 bis 2009 die Sodafabrik von AkzoNobel große Mengen Kalkgries in den Dollart, welches hauptsächlich aus weißem Calciumchlorid besteht. Die Mengen waren so groß, dass die Einleitung sogar in Google Earth als weiße Fläche zu sehen ist. Seit einiger Zeit eine Renaturierung geplant. Die Fläche ist Sperrgebiet und sollte auch auf Grund der ätzenden Wirkung der Salze nicht betreten werden.

Die erste Tour 2012

Los geht es etwa zwei Stunden vor Niedrigwasser vom Anleger beim Restaurant am Rysumer Nacken. Hier kann man auch bei niedrigem Wasserstand problemlos einsetzen. An der Buhne entlang geht es nun mit der Strömung Richtung Norden. Östlich der Buhne liegt die Ruhezone 1, die nicht betreten werden darf, weiter westlich liegt das Fahrwasser mit großen Schiffen und Hochgeschwindigkeitsfähren. Am Ende der Buhne gibt es etwas Kabbelwasser, welches aber locker zu fahren ist. Weiter geht es Richtung Norden, auf dem Watt sind Stellnetze erkennbar – ein tödliche Falle nicht nur für Fische, sondern auch für Vögel, die sich am gedeckten Tisch bedienen wollen und dabei zu spät merken, das es aus den Reusen kein zurück mehr gibt und das Wasser wieder steigt.

Die Bohrinsel auf dem "Hund"
Die Bohrinsel auf dem „Hund“

In der Ferne ist Land zu sehen – erstmal Rätselraten, dort liegt doch keine Insel? Erst in der Nähe wird klar, worum es sich handelt: hier endet eine Rohrleitung, die mit einer massiven Steinschüttung bedeckt ist, auf der sich wiederum eine Muschelbank gebildet hat. Immerhin liegt hier eine Gefahrentonne, zu dieser Zeit allerdings fast trocken.

Hinter der Schüttung mündet ein recht großer Priel in das ablaufende Wasser und sorgt durch die Querströmung erstmal für Verwirrung, da trotz ablaufendem Wasser die Tonne Richtung Süden zeigt. Es ist flach hier, man könnte problemlos aussteigen und laufen, der Boden ist fest.

Weiter geht es noch eine Weile am Watt entlang, wo sich Schiffswellen eindruckvoll brechen. Nach einer Weile dann ändern wir den Kurs Richtung Nordwest, direkt auf die Plattform zu. Auf der Seekarte ist noch eine Gastanker-Reede zu erkennen, ebenso eine Schüttstelle. Die Plattform rückt näher, die Wellen werden größer, man ist hier schon recht weit „draußen“. Kurz vor der Plattform (Sperrgebiet!) wenden wir, jetzt geht es mit Wind und auflaufendem Wasser gemütlich wieder zurück, Surfen inbegriffen. An der Prielmündung bestaunen wir noch einmal den weißen Sand vor dem Campener Leuchtturm, bevor es an der Buhne entlang wieder zum Anleger geht. Dort wartet auch schon das Restaurant auf uns…

Die zweite Tour 2013

Um noch ein letztes Mal einen Blick auf die im Abbau befindliche Bohrinsel zu werfen, geht es Anfang März bei ganzen 2 °C Wassertemperatur noch einmal Richtung Bohrplattform. Während am Anfang durch den gegen die Tide verlaufenden Wind aus NNW noch einige hohe Wellen auflaufen, flaut der Wind später ab und es ist teilweise spiegelglatt. Neben der Bohrplattform steht bereits die Hubinsel Odin, die Demontage ist in vollem Gange. Da gerade Niedrigwasser ist, können wir eine Pause machen und die Aussicht genießen. Zudem blinzelt auch endlich auch mal die Sonne hervor.

Wir umfahren die Plattform auf der nördlichen Seite und werden noch kurz von einem Boot des Versorgungsschiffes verfolgt, welches aber bald wieder abdreht. Bei einsetzender Flut queren wir das Fahrwasser und gelangen mit kräftiger Hilfe des Tidenstroms recht schnell in die Nähe der zweiten Bohrinsel auf dem Hund. Robben sind nicht zu sehen, auch die Vogelschwärme halten sich nur auf der Nordseite auf, so landen wir etwa in Höhe der Bohrinsel. Schlick- und Sandwatt wechseln sich ab, teilweise versinken wir bis zu 30 cm im Watt. Die Bohrinsel erreichen wir nicht, zu lange müssten wir auf das auflaufende Wasser warten. So geht es bald wieder zurück in die Boote und bei fast völliger Windstille zurück zum Rysumer Nacken.

Diese Tour war die Salzwasserpremiere für mein „uraltes“ Seayak. Es ist zwar etwas langsam und ohne Steuer recht seitenwindempfindlich, aber bei entsprechendem Trimm (kurz: alles in die hintere Luke) durchaus auch ohne Steuer gut zu fahren. Sofern man alleine paddelt, ansonsten dürfen die anderen öfter mal eine Pause einlegen. Das Material aber ist extrem robust und man sitzt sehr gut auch auf längeren Etappen. Auch die höheren Wellen zu Beginn der Tour waren vom Sicherheitsgefühl her kein Problem, die Platschneigung bremste jedoch etwas die Fahrt.

Tour 2016

Ganz ohne Bohrinsel: ein Kurztrip mit Trockenfallen.

Karte

Videos

Bildergalerie: von der Knock zur Bohrplattform

(zum Vergrößern auf das Bild klicken)