Ems und Umland bei Terborg

Die Ems von Oldersum bis Terborg und zurück durch das Hinterland

Achtung: anstrengend bis bescheuert!

Die folgende Tour ist nicht für Anfänger geeignet. Sie kombiniert Salzwasser und Gezeitenströmung auf der Ems mit kleinsten Wasserläufen im Hinterland. Stiefel und lange Hose (Brennnesseln!) sind auch im Sommer sinnvoll, Angst vor Krabbeltieren eher hinderlich. Ansonsten kann man auch mit der Ebbe von Terborg wieder nach Oldersum zurückfahren. Laaaaaaaaaaangweilig.

Paddeln auf der Ems

Der Unterlauf der Ems unterliegt bis zum Wehr bei Herbrum den Gezeiten. Danach sollte man sich auch richten, denn gegen den Gezeitenstrom kommt man – wenn überhaupt – nur langsam voran. Der Tidenhub hat sich durch intensives Ausbaggern in den letzten Jahrzehnten stark vergrößert, damit auch der Gezeitenstrom. Die Wasserqualität hat kontinuierlich abgenommen, das größte Problem ist der zu niedrige Sauerstoffgehalt, besonders in warmen Sommermonaten. Trotzdem gibt es besonders in den Uferzonen eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.

„Lost place“? Nein, nur die Bahnunterführung.

Wer auf der Ems paddeln will, sollte seine Ausrüstung gewissenhaft überprüfen. Auftriebskörper im Boot oder noch besser ein doppelt geschottetes Seekajak, Schwimmweste, Handy, Ersatzpaddel, Signalmittel, Rundumleine und Spritzdecke stellen keinen Luxus dar, auch wenn man sicherlich als einigermaßen geübter Schwimmer noch ans Ufer schwimmen kann. Steht der Wind gegen den Gezeitenstrom, so gibt es kabbelige See mit kurzen, hohen Wellen. An Inseln, Bauwerken und Mündungen kann es zu erheblichen Verwirbelungen und Querströmungen kommen. Ein anderes Problem stellt die Berufs- und Sportschifffahrt dar: man muss nicht nur ausweichen (daher vorzugsweise in Ufernähe paddeln!), sondern sich vor dem Wellengang in Acht nehmen. Diese Tour wurde 2004 mit meinem alten, etwas umgebauten Bavaria Rallye durchgeführt, ein Seekajak wäre zumindest für die Ems geeigneter gewesen. Die Wasserqualität hat sich in den letzten Jahren eher verschlechtert.

Einsetzstellen gibt es nicht viele, wenn man trockenen und sauberen Fußes ins Boot kommen will. Das funktioniert nur in der Nähe von Häfen, Schleusen und Schöpfwerken und ist mit einigem Risiko verbunden. Einigermaßen sicher und mir bekannt sind: Schleuse Borssum, Hafen Petkum (Fähranleger, sehr einfach, aber auf Fähre achten!), Hafen Oldersum (steinig, wenn Anleger vom Yachtclub geschlossen) und Schöpfwerk Tergast.

Es geht los: Salzwasser

Eingesetzt wird am Außenhafen in Oldersum. Von hier geht es mit auflaufendem Wasser (Tidenkalender!) flussauf Richtung Leer. Es taucht bald der Hatzumer Sand auf, eine auch bei Hochwasser trockene Insel. Als Paddler sollte man links vorbei fahren, um Berufsschiffen auszuweichen.

Es folgt ein Bogen nach links, gegenüber liegt Coldeborgersiel. Weiter geht es am Midlumer Sand vorbei (deutlich weiter vom linken Ufer entfernt als der Hatzumer Sand und nur bei Niedrigwasser zu sehen) zum Schöpfwerk Terborg, schon von weitem am gelben Turm zu erkennen. Kurz hinter dem Turm liegt die Mündung des Terborger Schöpfwerktiefs (auch Sieltief genannt), in das übergesetzt wird. Beim Anlegen und Aussteigen das Schöpfwerk beobachten, nicht in die Nähe der Tore/Röhren fahren.

Weiter im Süßwasser

Direkt hinter dem Schöpfwerk kann man bequem wieder auf dem Sieltief lospaddeln. Es folgt die Brücke der Kreisstraße Emden – Leer, eine kleine Brücke und eine weitere Brücke der Straße Terborg – Neermoor. Dann ist schon von weitem ein Schöpfwerk sichtbar, die Brücke davor dient vor allem den Kühen. Beim Umsetzten auf die automatische Reinigungsanlage achten, sie unterscheidet vermutlich nicht zwischen Ast und Kajak.

Hinter dem Schöpfwerk folgt der schönste Teil: ein breites Tief, unbewohnte Gegend, viel Natur. An der Kreuzung rechts abbiegen, es folgt nach einiger Zeit links der Lütjelooger Schloot, ein Alternative zu dieser Route. Hier sollte man sich nochmal umsehen. Geradeaus aber folgt ein ruhiger See mit beachtlicher Vogelwelt, ein weiterer See liegt links hinter einigen Bäumen. Es handelt sich um ehemalige Kiesgruben, von denen es dort sehr viele gibt, einige werden auch noch genutzt. Am Ende des Sees kann man rechts dem Sieltief zu einem weiteren See folgen.

Links aber geht es auf den Memgaster Schloot, dann folgt eine Brücke, davor links abbiegen. Jetzt folgt der abenteuerliche Teil. Der Schloot ist teilweise recht zugewachsen und verkrautet, immer wieder gibt es Dammstellen, die umtragen werden müssen. Auf der anderen Seite aber gibt es eine Art Galeriewald und viele Tiere zu beobachten. An der ersten Dammstelle sollte man rechts umtragen, und zwar gleich den nächsten Damm mit. Es folgt eine „Brücke“ bei einem Bauernhaus und schließlich wieder ein Damm, über den der Lütjeloogeweg läuft. Auf der anderen Seite ist das Wasser noch stärker verkrautet, es geht nur mühsam vorwärts. Erstbefahrungen gibt es wohl nicht nur in Sibirien oder Alaska, sondern auch in Ostfriesland. Der Bauer auf dem Trecker sieht zumindest etwas ratlos aus, fährt aber weiter.

Es geht weiter, unter Bäumen entlang zum nächsten Damm. Hier ist zunächst endgültig Schluss. Laut Karte geht links der Graben weiter, aber man kommt nicht hin, alles zugewachsen. Also das Boot über die Wiesen bis kurz vor den Bahndamm ziehen, dann noch 100 m Schloot bis zur Brücke unter der Bahn hindurch fahren. Die Unterführung ist jedoch knochentrocken, also wieder ziehen. Danach folgen wieder 100 m Graben, am nächsten Damm wieder heraus. Diesmal wird das Boot aber gleich bis zum Rorichumer Tief gezogen.

Das Rorichumer Tief erlaubt es, sich zu erholen. Gemütlich geht es links unter den Bahngleisen durch, es folgen ein paar sehr baufällige, aber interessante Brücken. An Tammegast und Rorichum (Paddel und Pedal-Station) vorbei geht es nach Oldersum. Hinweisschilder warnen vor starken Strömungen bei geöffneten Sieltoren, das Wasser ist trübe. Durch den Hafen geht es zweimal links zum Anlieger vor der Schleuse, wo auch das Auto parkt. Das Abenteuer ist zu Ende.

Wie beim Bagbander Tief und Spetzerfehnkanal wird wieder deutlich, dass das Problem des Versumpfens und Verlandens und die teilweise schlechte Wasserqualität (vor allem die Sauerstoffarmut) vieler ostfriesischer Wasserläufe auch eine Folge der nicht mehr vorhandenen Verbindung untereinander ist. Dammstellen haben entweder gar kein Rohr, es ist zu klein oder zugewachsen, wodurch ein Wasseraustausch unmöglich wird.

Karte

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