Kleines Lexikon ostfriesischer Landschaftsbegriffe
Polder, Meede, Verlaat – überall auf der Landkarte tauchen Begriffe auch, die teilweise selbst für Einheimische nicht leicht zu erklären sind. Vielleicht hilft die folgende, sicher noch nicht vollständige Liste weiter…
Außengroden | Salzwiese, Vorland (NL: groien = wachsen) |
-ard | bei Ortsnamen: von Wurt/Warf, erhöhter Hofplatz |
Bake | festes, nicht befeuertes Seezeichen zur Orientierung |
Balje | Wattstrom, Wasserlauf im Watt (großer Priel), ursprünglich Sandbank oder Rinne entlang der Sandbank |
Barg | kleiner Berg, meist Sandhügel auf der Geest (z.B. Voßbarg) |
Borg, -borg | auch Borch, festes Steinhaus (von Burg), meist von Großgrundbesitzern |
Brook, Broek | Bruch, Sumpfgehölz (Brookmerland, Broekzetel) |
-bur | bei Ortsnamen: Bauernschaft (Bur) |
Darg | salziger Torf zumeist aus Schilfresten, von Schlickboden überschwemmt, auch Zieglertorf oder Stinktörf genannt |
Deep, Dilft | Tief (s.u.) |
Dobbe | Teich, Kuhtränke |
Dolle | Kuhle, Untiefe (z.B. Dollart) |
Deichkrone | Höchster Punkt des Deiches |
Diemat | Flächenmaß, ca. 57 Ar, Fläche, die ein Arbeiter an einem Tag mähen kann (Dagmet), häufige Flurbezeichnung (auch: Diemt, Diemath, Dagmet) |
Domäne | größerer Gutshof, dem Staat gehörend |
Dose | Moorgebiet |
Ee, Ea, Ehe, Aa | kleines, meist fließendes Gewässer |
Ecker, Ekker | Acker (z.B. Aldecker) |
Fehn, -fehn | kultiviertes Moor (Fehndörfer, Fehnsiedlungen), Ursprung: Fenne und Veen (ndl.) |
Fenne, Fen, Venne | niedriges Wiesen/Weideland mit moorigem Untergrund (Ostfriesland), beweidete Halligflächen (Salzwiesen, Nordfriesland) |
Gat | Loch, große Wattrinne (z.B. zwischen den Inseln) |
Gaste, Gast, Geste, -gaste | hochgelegner Dorfacker auf Sandboden. Ursprung: Geest. Z.B. Tergast (ter Gast): Ortschaft bei Sandhöhe |
Geest | höhergelegenes, deichfernes Land mit sandigem Boden. Typisch: Wallhecken. |
Groden, Grode | in der Neuzeit eingedeichtes Vorland (NL: groien = wachsen) (auch: Hammrich, Koog) |
Grove | Graben |
Hafe, -hafe | nicht von Hafen abgeleitet, sondern von Haf (Hof), ein Hof im Kirchenbesitz. |
Hallig | unbedeichte Insel im Watt, Häuser auf Warften, nur Nordfriesland! |
Hamm, -ham | abgeteiltes Stück Weideland, Wiesenland, oft mit Wall umgeben, als Ortsendung häufig bei Orten, die am Wasser liegen |
Hammrich, Hammer | Wiesen-/Weideflächen eines feuchten Niederungsgebietes, meist nur zur Viehzucht geeignet |
Heide, Heyde, -hee | Unfruchtbarer, saurer, meist sandiger Boden |
Heller | Deichvorland, Salzwiese |
Helmer | Seitenweg, insbesondere Richtung Deich oder Moor |
Hörn, -horn, -hörn, hoorn, Hoek, Hok | Ecke einer Gegend, Landvorsprung, Landzunge (Krummhörn) |
Huis, -huis | von Haus, Einzelhöfe ohne Steinhaus (siehe -borg) |
Kajedeich | Kleinerer Vordeich zum Schutz beim Bau des Hauptdeiches, auch Schirmdeich |
Kirchspiel | Pfarrbezirk, einer Pfarrkirche zugeordnete Ortschaft |
Kamp, Komp | eingezäuntes Flurstück |
Klei | Aus Schlick durch Alterung entstandener grauer, schwerer Marschboden |
Kolk | Eine Vertiefung, in der sich Wasser angesammelt hat. Kann sowohl natürlichen (z.B. Moorkolk) als auch anthropogenen Ursprungs (Baggerloch) sein. Auch Ausspülungen nach Deichbrüchen werden so genannt. |
Koog | in der Neuzeit eingedeichtes Vorland (NL: groien = wachsen) (auch: Hammrich, Groden) |
Lahnung | Schlickfangzaun zur Förderung der Sedimentation (Landgewinnung, außendeichs) |
Leide | Wasserrinne oder Abzugsgraben/Zugschloot/kleiner Kanal, v.a. im nördlichen Ostfriesland (Esens, Dornum), von leiten/leyten (auch z.B. Leybucht) |
Leegde, -lee | a) Niederung, niedrig gelegenes Landstück b) höchste Stelle im Inselwatt |
Loog, -loog | kleines Dorf, Stätte, Kirchspiel (Osterloog, Holzloog, Kirchloog,…) |
Meer | größeres stehendes Binnengewässer (z.B. Großes Meer) |
Maar | Grenzgraben/-kanal |
Marsch | Aufgeschwemmtes, fruchtbares Land in jüngeren Datums in Küstennähe |
Meede, Mede, Maade | zum Mähen bestimmte Wiese, Heuland |
Ort, -ort,- oort | Nicht Ort im üblichen Sinne, sondern Ecke oder Spitze (Leerort) |
Plaggendüngung | Durch Verwendung von Bodenschichten, Stroh und Laub als Einstreu im Stall hergestellter Dünger, der anschließend wieder auf das Land gebracht wurde, auch Plaggenesch genannt |
Plate | große Sandbank im Watt, trockenfallend, auch nur Sand genannt |
Polder | in der Neuzeit eingedeichtes Marschgebiet (auch: Groden, Koog) |
Priel | wasserführende Rinne im Wattenmeer, größere Priele heißen Balje |
Riede | kleiner Wasserlauf, von rid (z.B. auch Ridding) |
Schlot, Schloot | kleiner Wasserlauf, Graben (auch: Sloot, Grüppe) |
Schwoog | Weideland |
Siel, -siel | Deichtor, Wasserdurchlaß im Deich, früher selbsttätig schließend, heute maschinell. Auch bei Ortsnamen, z.B. Harlesiel |
Springflut | Besonders hoch auflaufende Flut bei Voll- oder Neumond |
Tief | größerer Wasserlauf |
Tjüche | Landpaarzelle |
Treidelpfad | kleiner Weg am Kanal, von dem aus Schiffe gezogen werden |
Tuun | Garten, Hofstätte |
-um | bei Ortsnamen: abgeschwächtes Heim (hem), Siedlung oder Dorf, Wohnung oder Anwesen (z.B. Freepsum: Anwesen des Fresbraht) |
Verlaat, -verlaat | Verlassen, Schleuse (Schiffe verlassen das Land) |
Vorwerk | außerhalb liegender Gutshof, oft zu einem Kloster gehörend |
Warf, Werf, Wurt | künstlich aufgeworfener Erdhügel als Schutz vor Sturmfluten, durch den Bau von Deichen heute überflüssig geworden |
Weer | Grundbesitz, Ländereien |
-weer, -wehr | Endung von meist höhergelegenen Orten (z.B. durch Warf oder Sandrücken), die sich der Sturmflut erwehrten |
Wieke | kleiner Seitenkanal |
Wold, -wold | zu Grasland kultiviertes Sumpfgehölz (z.B. Woldenweg), als Ortsendung Orte, die am Gehölz (Erlen/Birken-Bruchwald) liegen. |
Quellen: Internet, mündliche Überlieferungen, diverse Ostfrieslandbücher und -lexika
(s. Referenzen)