Über Sandhorster Ehe, Ringkanal und Abelitz-Moordorf-Kanal zum Bensmeer
Nein, kein Tippfehler – das Ziel war tatsächlich das Bensmeer, nicht das Bansmeer, welches unter Naturschutz steht und somit nicht befahren werden darf (außer von Jägern und Anglern). Unmittelbar am Abelitz-Moordorf-Kanal befand sich noch vor hundert Jahren ein Hochmoorsee, dessen Name immer noch auf der aktuellen topographischen Karte auftaucht.
Der Name Bens leitet sich vom Bentgras (Behnt, Pfeifengras) ab, das hier wie auch in anderen trockengelegten Moorgebieten in großen Mengen vorkommt und früher zur Herstellung von Besen oder auch zum Pfeifen reinigen genutzt wurde. Noch bis in die 70er Jahre stand hier eine große Fläche im Winter unter Wasser, davon ist heute nicht mehr viel zu sehen. Einsam ist es aber immer noch.
Bis heute hält sich auch das unsinnige Gerücht, die Einwohner von Moordorf, also der Moorkolonie, die hier umpaddelt wird, wäre allesamt Messerstecher und stammten von Sträflingen ab. Ein lesenswerter Bericht in der Zeit zeigt die Ursachen auf.
Die Tour beginnt auf der Sandhorster Ehe in Walle, ein sehr alter Wasserlauf, der allerdings stark begradigt wurde. Ursprünglich war die Ee ein Nebenfluss der Ems und mündete bei Emden (Amouthon/Emutha = Emsmündung) in diese. Zusammen mit dem Ems-Jade-Kanal wurde von 1880 bis 1888 auch der Ringkanal gegraben, in den die Sandhorster Ehe jetzt mündet. Der Ringkanal hat die Verbindung der Sandhorster zur Westerender Ehe unterbrochen, um die Geestwasser direkt in den Ems-Jade-Kanal zu leiten. Hier wird wieder deutlich, das der Ems-Jade-Kanal nicht nur als reiner Schiffsweg, sondern auch zu Entwässerungszwecken gebaut wurde.
Um die umliegenden Gebiete nicht zu überfluten, musste die Ehe eingedeicht werden. Dadurch sieht man von der umliegenden Landschaft nicht viel. Zudem sind die begradigten Abschnitte recht langweilig zu paddeln.
Nach etwa einem Kilometer wird die Bundesstraße unterquert, der Tunnel ist lang und der Bogen verklinkert. Nach weiteren vier Kilometern und einigen Brücken erreicht man schließlich den Ringkanal. Ein Umtragen ist nicht erforderlich, sofern man nicht die Fahrt auf der gegenüber liegenden Westerender Ehe fortführen möchte.
Auch der Ringkanal verläuft die nächsten vier Kilometer schnurgerade, man sieht jedoch schon etwas mehr und die Ufer sind mit allerlei Kraut bewachsen. Eine nachträglich gebaute Ausbuchtung bildet sogar einen kleines Biotop, in dem als Opfer des letzten Orkantiefs Xavier eine Mülltonne schwimmt. Leider gelingt es mir nicht, sie ans Ufer zu ziehen, vollgelaufen ist sie zu schwer und hat sich im Boden festgesaugt.
In Neu-Ekels macht der Ringkanal einen Bogen und wird etwas schmaler. Bald wird die Bundesstraße 72 wieder unterquert, nach weiteren zwei Kilometern ist Schluss: an der Abzweigung des Abelitz-Moordorf-Kanals versperrt ein Wehr den Weg. Also doch umtragen. Das ist aber kein Problem.
Auf dem Abelitz-Moordorf-Kanal geht es nun vorbei am Moormuseum zur nächsten Kurve, wo auch schon das nächste Wehr wartet. Ein freundlicher Jogger hilft beim Umtragen, und schon geht es einen knappen Kilometer weiter zum eigentlichen Ziel, dem Bensmeer. Das Boot wird am Ufer verstaut, die Gummistiefel erweisen sich jetzt als äußerst nützlich.
An der Stelle, wo sich ursprünglich der See befand, befindet sich nun ein kleiner Tümpel mit altem Wohnwagen, von einem Zaun mit Stacheldraht umgeben. Der Sinn erschließt sich nicht, das Tor steht offen, wie der Wagen hierher gekommen ist, bleibt ein Rätsel. Auch von dem Pfeifengras ist an dieser Stelle nicht mehr viel zu sehen. Noch ein paar Runden durch das “Meer”, dann geht es wieder ins Boot.
Ein paar Kilometer weiter folgt die Brücke der Utlandshörner Straße. Ein Hund starrt ungläubig auf das Boot, wahrscheinlich paddelt hier selten jemand. Egal, das Boot wird gut versteckt und die Inline-Skates bringen mich zügig zurück zum Ausgangspunkt, um das Auto zu holen. Die Straße ist asphaltiert, auch wenn dies an einigen Stellen aufgrund der Maisernte nicht zu erkennen ist. Trotzdem sind Inliner eine ideale Ergänzung, um ein Rundtour abzuschließen, die auf dem Wasserweg nicht möglich ist.
Der Weißabgleich auf den folgenden Fotos ist übrigens korrekt, das Boot hat diese Farbe. Daher auch der einzig sinnvolle Name…
Zu Fuß
Das “Königliches Hochmoor”, wie das Flurstück heute noch heißt, wurde im Rahmen des Urbarmachungsediktes ab 1767 von der Colonie Moordorf bewirtschaftet. Große Teile davon liegen bis heute brach und standen bis vor einigen Jahrzehnten noch regelmäßig unter Wasser. Auf den freien Flächen findet man das schon erwähnte Bentgras, welches hier halbmeterhohe Stöcke auf den verbliebenen Hochmoorflächen bildet. Auf den abgetorften Flächen wächst Heide oder ein lichter Birkenwald im Wechsel mit anderen wasserliebenden Sträuchern. Auch dieses Gebiet ist einen Abstecher wert, Gummistiefel sind Pflicht.