Eigentlich passt diese Tour nicht so recht hierher, da es sich um eine bereits gut beschriebene und ausgeschilderte Tour handelt. Andererseits gibt es einige Nachfragen und bislang wenig Bildmaterial, also wird hier ein wenig nachgeholfen. Die Tour entlang der drei ostfriesischen Binnenmeere Kleines Meer (Hieve), Großes Meer und Loppersumer Meer eignet sich auch sehr gut für Kinder, da auf vielen Abschnitten keine Autos erlaubt sind, auf den anderen Abschnitten ist nur wenig Verkehr.
Auch sind die Pünten ein Riesenspaß für die Kleinen. Im Folgenden sind zwei Touren beschrieben, eine etwas ältere im Sommer (mit Püntenbenutzung) und eine weitere im Winter 2025, die etwas länger ist.
Wo man die Tour beginnt, ist eigentlich egal, da es ein Rundkurs ist. An dieser Stelle wird auch nur der Weg rund um das Große Meer beschrieben. Der andere Abschnitt verläuft im Wesentlichen auf vorhandenen Wirtschaftswegen. Startpunkt dieser Schilderung ist die Gasstation an der Kreuzung Woldenweg – Dreeskeweg im Süden des Gebietes. Von hier geht es Richtung Norden über die Brücke am Heikeschloot, dort gleich links den Schildern folgend bis zur Pünte. Die Pünte dient dazu, das Marscher Tief zu überqueren, eine Brücke gibt es hier nicht. Die Pünte ist ein Floß, welches man selber durch Drehen an einem Rad von einer Seite zur anderen bewegt. Sollte das Floß gerade auf der falschen Seite liegen, auch kein Problem: ein weiteres Rad am Ufer dient dazu, die Pünte auf die richtige Seite zu holen. Man sollte lediglich den Bootsverkehr beachten, die Pünte ist seeeehr langsam, selbst schwimmen ist deutlich schneller. Die Pünten dürfen auch nur in der Zeit zwischen 8:00 und 20:00 Uhr benutzt werden. Der Weg der Pünte in Bedekaspel wurde im Zuge des Baus der Absperrungen verkürzt, da die Strecke zuvor sehr lang war.
Auf der anderen Seite geht es an den Wochenendhäusern („Meerbuden“) vorbei auf dem Hieveweg nach Klein Sande, eine kleine Erhebung mit zwei Bauernhöfen. Dort geht es nach rechts auf den Woldenweg (den Namen gibt es öfter hier). Weiter geht es über die Süderriede (Brücke) an Groß Sande vorbei zur Bedekaspeler Marsch. Etwa 200 m hinter der Brücke (Knockster Tief) geht es rechts ab, den Schildern folgend gelangt man auf einem alten Feldweg zu einem kleinen Wäldchen. Ab hier führt am Kanal entlang ein neuer Weg bis zur zweiten Pünte über das Marscher Tief. Man gelangt damit direkt auf die Halbinsel zwischen dem Großen Meer und der Wiegboldsburer Riede, die zum Meerwarthaus mit Badestrand führt. Hier hält man sich rechts und bleibt auf dem ausgeschilderten Wanderweg, der am ehemaligen Freibad und dem Campingplatz vorbei ins Schilfgebiet führt. Hier kann man auf Aussichtsturmen mit Infotafeln die Natur bewundern. Weiter geht es an den Forlitzer Schloot bis zu dessen Ende in Bedekaspel.
In Bedekaspel („Bei dem Kirchspiel“) lohnt sich ein Besuch der Kirche (Turm aus dem 13. Jahrhundert, Kirchschiff 1726 nach einer Sturmflut neu aufgebaut), auch alte Bauernhäuser sind sehenswert.
Weiter geht es auf dem Warfsweg zur Forlitzer Straße, um gleich wieder rechts auf die Blaukirchener Straße abzubiegen (alternativ kann man auch direkt an der Hauptstraße weiter durch Forlitz-Blaukirchen fahren). Hier sollte man auf jeden Fall den historischen Friedhof (s.u.) besuchen, von der ehemaligen Warf hat man auch einen schönen Ausblick auf den Südteil des Großen Meeres. Der folgende Abschnitt führt mitten durch die Felder, an Bauernhöfen vorbei bis Forlitz-Blaukirchen. An der Kreuzung geht es nun wieder auf den Woldenweg und über die Westerender Ehe zurück zur Gasstation.
Die gesamte Strecke ist gut beschildert, auch gibt es in regelmäßigen Abständen kleine Unterstände zum Pause machen.
Geschichtliches
Diese Tour bietet nicht nur ein Naturerlebnis, sondern ist auch geschichtlich interessant.
Die Ortschaft Forlitz-Blaukirchen entstand aus den Kirchspielen Forlitz (1475 Vorletz, Voerletz genannt) und Blaukirchen, welches früher Süd-/Sudwolde genannt wurde. Der Name Blaukirchen stammt von dem blau schimmernden Schieferdach der noch vor 1250 errichteten Kirche, die nach heftigen Sturmflutschäden im Jahre 1846 (nicht 1946, wie einige Quellen behaupten) abgerissen wurde, ebenso wie die Kirche in Forlitz. Beim Aushub von Gräbern werden immer noch Dachschiefer im Boden gefunden.
Die Kanzel von 1744 sowie die Steine wurden ein Jahr später für den Bau einer neuen, gemeinsamen Kirche in Forlitz verwendet, die sich beide Ortsteile ebenso wie den Pastor teilten. Diese Kirche steht heute noch, in ihr ist auch ein Modell der alten Blaukirchener Kirche. Näheres hierzu steht im Kirchengemeindelexikon. Es gibt auch ein Gemälde eines unbekannten Künstlers, der diese Kirche von der Wasserseite aus gemalt hat. Das Bild ist im Besitz der Ostfriesischen Landschaft.
Die beiden ehemaligen Kirchenstandorte dienen heute als Friedhöfe. Der alte Blaukirchener Friedhof ist auf jeden Fall einen Besuch wert, er liegt mitten im Naturschutzgebiet. Durch die Höhe der ehemaligen Kirchwarf, auf der sich die Leute auch während der Sturmflut 1717 in Sicherheit brachten, hat man einen schönen Ausblick auf den Südteil des Großen Meeres. Die störenden und nicht hierher passenden Nadelbäume wurden vor einiger Zeit entfernt. Auf dem Friedhof befinden sich noch drei historische Grabkreuze der Familie Weers.
Früher gab es für den südlichen Teil von Forlitz noch die Bezeichnung Moorhusen, das gesamte Gebiet wurde „die Wolden“ genannt. Diese Bezeichnungen findet man heute noch in den Flurnamen. „Wolden“ stand hier für Sumpfgebiete, die regelmäßig in den Wintermonaten überflutet wurden. Die Wege waren dann unpassierbar, die Jolle, plattdeutsch „Jüll“, ein kleines, flaches Holzboot, war das bevorzugte Verkehrsmittel. Es wurde nicht mit Rudern fortbewegt, sondern stakend mit einer langen Stange, dem Klootstock. Hin und wieder sieht man dieses Jollen noch, wenn die Fischer ihre Reusen kontrollieren.
Interessant ist auch der Bericht von Johann Friedrich Arends in seiner 1824 erschienenen Erdbeschreibung des Fürstenthums Ostfriesland und des Harlingerlandes:
In dieser Gegend ist das Große oder Wiebelsburer Meer, die größte Landsee in Oſtfriesland, beinah eine Stunde von Norden nah Süden lang und 1/4 Stunde breit, jedoch nicht tief.
Die Kirchen von Blaukirchen und Bedecaspel stehen nahe an seinem Ufer im Osten, wo es immerfort Boden abspült, im Westen dagegen neues Land ansetzt. Es ist fischreich, vorzüglich an Aal und Hecht; und wird im Sommer, so wie die Hiwe, häufig von den Emdern zu Lustfahrten benutzt.
Zuweilen trifft man in diesem Meer große Baumstämme an, häufiger noch, besonders nach der nördlichen Seite hin, sehr dicke, noch fest im Grund sitzende Stubben, 1 — 2 Fuß über den Boden sich erhebend, oder mit Demselben gleich. Vielleicht rühren solche aus der Urzeit her, wie noch kein Marschland geschaffen war, indem damahls der Boden des Meers wird trocken gewesen sein; sonst müßte man eine Senkung des Bodens annehmen, welches auch möglich.
Es soll in diesem Meer eine Kirche gestanden haben, wozu jene drei Dörfer gehörten, die, hernach von den Wellen untergraben und zerstört worden; das Fundament, aus großen Steinen bestehend, soll noch vor 100 Jahren [also um 1724] in trocknen Sommern zu sehen gewesen sein.
Bislang gab es zwar Funde von Tongefäßen und Klinkern auf dem Grund des Sees, ein Kirchenfundament konnte in der jüngeren Zeit jedoch nicht nachgewiesen werden.
Nach heftigen Sturmfluten, wenn das Wasser in der Marsch und in Emden durch Deichbrüche stark versalzen war, holte man sich mit Booten Süßwasser aus dem Großen Meer. Teilweise jedoch drang das Meerwasser bis in die Binnenmeere, es wurde sogar von einem Meeresleuchten berichtet, welches nur in Salzwasser durch Mikroorganismen hervorgerufen wird.
Auf dieser historischen Karte von vor 1691 sind die Ortschaften Bedekaspel, Suidwolde (Blaukirchen) und Forlitz mit ihren Kirchen zu sehen:

Hier noch ein Ausschnitt der „Karte des Südwestlichen Theils von Ostfriesland“ (Bunnik) von 1805 mit den drei Standorten der Kirchen. Blaukarken: Blaukirchen/Sudwolde. Interessant die später verlandete Insel „Rehbutte“ im Großen Meer (Woldmer Meer), wo heute das Marscher Tief entlang läuft. Im Südosten das Trek Vaart Tief, welches später zum Ems-Jade-Kanal ausgebaut wurde.

Karte
Video
Eine kurze Tour mit Inlinern, die teils auf dieser Strecke verläuft.
Bildergalerie 1 (2013)




































2. Tour im Februar 2025
Da die Pünten im Winter gesperrt sind, geht es über Loppersum zurück.












