„Von Lützburg fährt man in 5 Minuten nach dem Flecken Hage (Gasthof zum weissen Hause, R. Fimmen) und von da in 5 Minuten nach dem Schlosse Nordeck (Besitzer Dr. Peterssen), einem im Renaissancestyl gehaltenen neueren Prachtbau. Vom Thurm geniesst man, eine entzückende Rundschau weit über Land und Meer. Der Besuch des Schlosses und neuangelegten Schlossgartens ist zu empfehlen. Oestlich desselben liegt einige, Minuten davon das alte Fürstenschloss Berum, dessen Ueberreste (Stallungen) gegenwärtig zu einem Amtsgerichtsgebäude benutzt werden. Der Schlossgarten ist auch hier sehenswerth, vom hochaufragendenSchlosswalle schaut
man auf die Umgebung nieder. Der dahinter liegende Fürstenwald bietet angenehme Spaziergänge.Das nördlich gegenüberliegende jüngere Juliusholz birgt ein nettes Jagdschlösschen (bedeutende Vogelsammlung) und eine prächtige verschwiegene Waldpartie, an grossen tiefen, dunklen, von Tannen umsäumten Weihern vorbeiführend.“ – Winke für Badegäste, Norden/Norderney, Bd. 13, 1891
Das klingt doch nach einer interessanten Spurensuche…
Die Ortschaft Berum, heute Teil der Samtgemeinde Hage, ist weithin als ehemaliger Häuptlingssitz mit Burg bekannt. Bereits im 14. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt, ging der Besitz im 15. Jahrhundert an die Familie Cirksena über. Hier heiratete Ulrich I., der erste in den Grafenstand erhobene Häuptling von Ostfriesland (1464), ebenso wie Carl Edzard, der letzte ostfriesische Fürst. Er starb 1734, damit wurde Ostfriesland preußisch.
Von der ehemals mächtigen Burg ist nur noch die heute als Gästehaus dienende Vorburg erhalten. Sie liegt direkt an der Landstraße, dahinter erstreckt sich der zur Burg gehörende sogenannte Fürstenwald, der bereits um 1650 angelegt wurde. Das gesamte Gebiet war schon recht früh besiedelt, denn es liegt hochwassergeschützt auf einer Geesthöhe. Noch bis ins 19. Jahrhundert lief bei Sturmfluten das Wasser so hoch auf, dass Fischerboote von Norderney bis an die Hager Kirche fahren konnten – so der Volksmund.
Auf der gegenüberliegenden Seite wurde um 1830 ebenfalls ein Wald angelegt, das sogenannte Juliusholz, auch Juliusgehölz genannt, benannt nach dem Eigentümer Hibbo Julius Peterssen.
Im Juliusholz soll sich einem Zeitungsbericht von 1930 zufolge noch ein Gedenkstein befinden, der zum 100-jährigem Bestehen errichtet wurde. Das 1869 von Peterssen im Stil des Historismus errichtete Schloss Nordeck brannte 1948 bis auf die Grundmauern nieder, wurde aber wieder aufgebaut. Dazu gehört auch das oben erwähnte Jagdschlösschen. Beide sind in Privatbesitz und teilweise durch Stacheldraht(!)absperrungen der Allgemeinheit verborgen, leider auch in schlechtem Zustand. Zwei verwitterte Torpfosten der ehemaligen Zufahrt sind noch erhalten.
Der Rest des Waldes ist jedoch frei begehbar. Durch den Wald verläuft der „Rothe Weg“, der früher Galgenweg hieß, da er zum „Galgenbarg“ führt, wie das entsprechende Flurstück etwa 200 m nordöstlich des Jagdhauses heute noch heißt. Auf welcher der dort heute noch zahlreich vorhandenen Hügel die Hinrichtungen stattfanden, dürfte schwer zu sagen sein. Einige der Hügel sind offensichtlich auch beim Aushub der zahlreichen Gräben entstanden. Neben dem Galgen gab es auch einen Berumer Schandpfahl in der Nähe der Vorburg.

Zeichnung von NN. 1760. Quelle. Oben links der Galgenbarg.
Ebenfalls durch den Wald verläuft das Schlagbaumtief, welches ursprünglich der Entwässerung der Hagerwilde südlich von Hage diente. Dieses Hochmoorgebiet wurde ab 1831 kultiviert. Das Tief teilt den Forst in zwei Teile, nur eine alte aus Klinkern rundgemauerte Brücke stellt eine Verbindung her. Der namensgebende Schlagbaum befand sich dort, wo das Tief die Berumer Allee kreuzt.
Im Norden des Forstes befindet sich die historische Bahnstrecke der 1883 eröffneten ostfriesischen Küstenbahn, die heute nur noch als Museumseisenbahn genutzt wird und an dieser Stelle parallel zum Norder Tief verläuft.

So bietet sich eine interessante Wanderung durch einen recht einsamen Wald mit vielen historischen Punkten und Fotomotiven.


























