Schweitief, Maar, Bollandswater, Abelitz und Fraukehemmschloot
Diese Tour durch das Brookmerland (Brook, auch Brok oder Broek: Bruchland, also ursprünglich feuchtes, sumpfiges, mooriges Land) ist eine schöne Ergänzung zur Abelitztour, es können auch beide zu einer längeren Tour kombiniert werden. Dauer ca. 3 – 4 h je Tour, mit Abkürzungsmöglichkeiten. Umtragen ist an einigen Stellen erforderlich, die Schwierigkeiten sind aber gering.
Die Geschichte dieses Gebietes südlich von Upgant-Schott ist sehr interessant, auch wenn es für viele Dinge mehrere Deutungsmöglichkeiten gibt. Sicher ist, dass es am 26.12. im Jahre 838 n.Chr. in diesem Gebiet eine verheerende Sturmflut mit über 2000 Toten gab, bei der sich die Leybucht bildete. In die Ley mündeten damals viele Wasserläufe aus dem Hochmoor am Geestrand, darunter die Abelitz und die Gant, der möglicherweise der Lauf des Bollandswaters entspricht. Der Name der Siedlung Upgant leitet sich wahrscheinlich von der Gant ab. Die vor der Sturmflut geflüchteten Siedler ließen sich hier am Hochmoorrand nieder und warfen den Aushub der Wasserläufe auf einen Haufen, das sogenannte Schott (scheten/scheeten: werfen).
Anpaddeln
Die Tour beginnt auf dem Bretthunerschloot, etwa 200 m nach dem Ende des befestigten Teils des Quadfennerweges in der Engerhafer Meede (Anfahrt s. Abelitztour). Bei Regenwetter ist Vorsicht geboten, man fährt sich leicht fest! Nach 100 m geht es links auf das Schweitief (man kann auch links dem WSV „Zwei-Bült-Engerhafe“ einen Besuch abstatten und von dort weiter zum Abelitz-Moordorf Kanal fahren).
Es folgt eine angenehme Paddelstrecke mit alten, verfallenen Klinkerbrücken, teilweise muss man sich auch durch ein paar Büsche kämpfen. Nach einigen Kehren sieht man einen „Berg“ aus Erde, dieser liegt an der Mündung zur Maar. Dort geht es links ab Richtung Alt-Siegelsum, einer kleinen Ortschaft mit interessanter Geschichte.
Update 2020: das Schweitief ist mittlerweile so zugewachsen, dass man an einigen Stellen umtragen muss!
Es folgen mehrere Brücken, bis schließlich kurz hinter einem tief liegenden Rohr nun die Maar abzweigt – schnurgerade. Man kann die Tour dadurch abkürzen und gelangt direkt auf die Abelitz. Geradeaus geht es weiter auf dem Bollandswater, einem älteren Wasserlauf, möglicherweise auch gleichzeitig der Verlauf der Gant, wie oben erwähnt.
Es wird schwierig
Das Bollandswater wartet mit einigen Schwierigkeiten auf – etliche Dammstellen und eine teilweise geringe Wassertiefe. Ein Dorfjunge hat mich entdeckt: „Da kamma nich fahrn!“ – stellt er fachmännisch fest. Ich hake nach: „Warum?“ „Zu schmal!“ „Wie schmal?“ „So wie das Boot hier“ (zeigt auf mein Kajak).
Ich studiere nochmal mein Kartenwerk und entschließe mich, es trotzdem zu versuchen. Umtragen („Boah – so leicht iss dass?“) und Einsetzen („Das kippt doch um!“) wird kritisch begutachtet. Es geht weiter. Der Graben führt an einem Haus vorbei, dem Gesichtsausdruck der Teetrinker auf der Terasse zufolge paddelt hier vermutlich selten jemand. Es folgt – oje – ein großer Kinderspielplatz. Mit vielen Kindern. Ein Junge hat mich gesehen und alarmiert sofort den Rest der „Gang“. Jetzt nur nicht nervös werden, denn es folgt wieder eine Dammstelle, also umtragen. „He, das ist verboten!“ tönt es auch schon. „Quatsch!“ ruft der nächste. Schnell bin ich umringt. Jetzt nur nicht ins Wasser fallen beim Aussteigen! Ich ziehe das Boot hoch und trage es auf die andere Seite. Die Skepsis weicht allgemeiner Begeisterung: „Woher kommst du?“ „Wo kann man das kaufen?“ „Sowas hol ich mir auch!“ Ich beantworte die Fragen und frage zur Abwechslung auch mal etwas: „Wie hießt denn dieser Schloot?“ – Schweigen. Also antworte ich selber: „Bollandswater“. „Ach ja“ – „Hatten wir doch in der Schule“ – „Quatsch“…ich paddele langsam weiter, einige Jungs laufen noch ein Weilchen nebenher.
Nach der nächsten Dammstelle heißt es aufgepasst, denn gleich danach geht es links ab. Sehr eng, nur noch ein Graben, gerade noch so paddelbar. Nach zwei Kurven wird es besser, es folgt ein wunderschöner ursprünglicher Wasserlauf.
Im weiteren Verlauf folgen 3 Dammstellen, bei denen man umtragen muss. Die letzte liegt bereits in Upgant-Schott, Ortsteil Schottjer Grode. Dort muss man sich das Wasser mit zahlreichen Hausenten und Gänsen teilen. Am Ende des Bollandswater setzt man um auf die Abelitz. Links geht es weiter an einem Wäldchen vorbei, es folgt auf der linken Seite die Mündung der Maar. Es geht weiter mit einigen Kurven und reichhaltiger Vogelwelt, bis auf der linken Seite, gegenüber von etwas Buschwerk in Ufernähe, der Fraukehammschloot abzweigt.
Auf diesem kurvenreichen, vermutlich sehr alten Wasserlauf geht es weiter – bis es wirklich nicht mehr weiter geht. Aussteigen, die Böschung hoch, in einiger Entfernung kann man das Auto sehen. Das Kajak wird über eine Wiese bis zum Weg gezogen und das Auto geholt. Gerade rechtzeitig, denn es fängt an zu regnen…
Karte
Video
Ein Video der Abelitztour 2020, bei dem auch das Schweitief und die Maar zu sehen ist.