Schweden: Vättern und Tiveden

Nach Asnen, Westschären und Vänern stand 2014 der Vättern (schw. Vatten: Wasser) auf dem Programm. Der zweitgrößte See Schwedens ist riesig, mehr als dreimal so groß wie der Bodensee und bis zu 128 m tief. Das Wasser ist im Vergleich zum Vänern bemerkenswert klar, die Sichttiefe liegt in einigen Gebieten bei 15 m. Schären gibt es hauptsächlich auf dem nördlichen Teil des Sees.

Blick zum Omberg (ca. 16 km)
Der Vättern mit Blick auf den Omberg

Auch für Wanderer gibt es in der Umgebung viele reizvolle Gebiete, allen voran der Nationalpark Tiveden. Am zentralen Parkplatz des Parks gibt es jede Menge Informationen und Kartenmaterial ebenso wie eine kleine Ausstellung im Infohäuschen.

Auch diesmal gab es nur einen Elch, der sich jedoch gekonnt vor einem Foto gedrückt hat. Stechmücken? Fehlanzeige. Das Autan blieb im Ferienhaus, selbst bei der Wanderung durch die Sumpfgebiete im Tiveden. Fischadler und Schlangen konnten wir entdecken, zwei Zecken dagegen entdeckten uns. Insgesamt also völlig problemlos.

Gefahren

Schießzeiten beachten!
Schießzeiten beachten!

Durch die lang gestreckte Form baut sich bereits bei mäßigem Wind in kurzer Zeit ein für einen Binnensee enormer Wellengang auf. Daher ist bei längeren Querungen Vorsicht geboten, man sollte die Ratschläge der Einheimischen auf jeden Fall ernst nehmen und entsprechende Ausrüstung mitführen. Bereits ab etwa 3 Beaufort kann man längere Strecken surfen, bei mehr Wind sollte man schon einige Seekajak-Erfahrung haben.

Leider wird der nördliche, interessantere Teil intensiv militärisch genutzt. Man benötigt daher auf jeden Fall eine Seekarte, in der die Gefahrenzonen („Riskområden“) angegeben sind. Eine Übersicht gibt es ebenso wie aktuelle Schießzeiten auf den Seiten der Försvarets materielverk (FMV). Einige Inseln wie z.B. Stora und Lilla Röknen sind Übungsplatze, auf denen Munition getestet wird und die daher nicht betreten werden dürfen. Munitionsfunde im Gebiet des Vättern soll man unverzüglich unter der Nummer 112 melden.

Material

Als Karte eignet sich z.B. die terrängkartan 1:50 000, auf der auch die Gefahren- und Sperrgebiete eingezeichnet sind und die vor Ort in den meisten Buchläden oder vorab online z.B. bei der Geobuchhandlung Kiel erhältlich ist.

Kajakfahrer sollte die übliche Seekajak-Sicherheitsausrüstung mitführen, allem voran Kälteschutz und Schwimmweste. Bei längeren Touren fernab vom Ufer ist ein Ersatzpaddel sinnvoll.

Wanderer sollten auf gutes Schuhwerk achten, eine spezielle Kletterausrüstung ist für den Tiveden nicht erforderlich. Viele kleinere Felsen laden dort zum gefahrlosen Bouldern ein.

Tour 1: Rund Lilla Röknen

Um das Revier kennenzulernen, gab es zunächst ein „Probepaddeln“ im Bereichs des Hafens von Brevik. Der Wind wehte frisch, die Wellen waren ansehnlich und hatten bereits weiße Käppchen. Das kalte, klare Wasser faszinierte, auf eine geplante Querung zum Omberg (ca. 16 km Luftlinie) wurde aufgrund des Wetters verzichtet.

Die erste längere Tour startete im Boviken, einer kleinen Bucht in der Nähe der gleichnamigen Ortschaft. Zunächst ging es südlich vorbei an den Inseln Kyrko Gardsön und Trolltanden auf das offene Wasser. Der Wind hatte etwas nachgelassen, so konnte die direkte Querung über ca. 3,5 km zum Lilla Röknen starten. Bereits von weitem sichtbar liegt der Vogelfelsen Laxhalla weiß leuchtend im Wasser. Da die Insel Lilla Röknen militärisch genutzt wird, musste die Mittagspause verschoben werden. Seeseitig ging es bei munterem Wellengang mit einigen Surfs bis zum Ende der Insel und auf der anderen Seite zurück. Die Mittagspause fand nun auf Stora Ilaholmen statt, eine kleine Schäre mit Baumbestand. Von dort ging es kreuz und quer durch den Schärengarten zurück zur Einsetzstelle.

Tour 2: Tiveden

Tiveden
Tiveden

Der Tiveden („Wald/ved des Gottes Tyr/Ti„) ist ein ca 1350 ha großer Nationalpark, der zwischen dem Vänern und dem Vättern liegt. Der Tiveden wurde in der letzten Eiszeit geformt und ist kaum besiedelt. Charakteristisch sind die vielen großen Granitblöcke, die vielfach nicht bewachsen sind und teilweise übereinander liegen, wodurch sich viele Höhlen und Bögen gebildet haben. Der Wald wird sich selbst überlassen und hat sich bereits weitgehend zu einem Urwald entwickelt.

Durch das Gebiet führen mehrere gut gekennzeichnete Wanderwege in verschiedenen Schwierigkeitsstufen, teilweise mit Treppen, Leitern oder Stegen. Ein Kletterausrüstung ist aber nicht nötig, jedoch sind einige Pfade nichts für Ungeübte oder kleine Kinder. Wanderkarten gibt es im Infohäuschen, dort kann man sich auch beraten lassen. Auch wenn die Pfade nur wenige Kilometer lang sind, sollte man genügend Zeit einplanen, da nicht nur etliche Höhenmeter zu bewältigen sind, sondern man auf jeden Fall auch in Ruhe die Ausblicke genießen sollte. Bei Regen ist auf den rutschigen Steinen Vorsicht geboten!

Tour 3: Rund Stora Röknen

Eine weitere Kajaktour führte uns um die zweite große Insel im nördlichen Vättern. Auch Stora Röknen ist militärisches Sperrgebiet, daher wurden vorher die Wetterverhältnisse sorgfältig geprüft, um nicht an der Spitze der Insel Probleme zu bekommen. Unser freundlicher Vermieter hatte sich zuvor telefonisch nach eventuellen Schießübungen erkundigt und dabei erfahren, dass an dem Tag ein besonderes Wetter sein soll und wir die Tour genießen sollen…

Vättern - klares Wasser
Vättern – klares Wasser

Bei der Abfahrt in der Nähe von Hinstorp wehte noch ein mäßiger Wind aus südwestlicher Richung, so dass wir uns entschlossen, zunächst auf der Ostseite in Lee an das Ende der Insel zu paddeln, um dann auf der anderen Seite zurück zu surfen. Zunächst ging es an Stora und Lilla Orrholmen entlang zum nördlichen Ende der Insel, wo ein Kardinalzeichen auf ein unter Wasser befindliches Wrack aufmerksam macht. Das Wasser entlang der Insel ist recht flach und extrem klar, zudem gab es kaum Wellengang. Der Blick nach unten ist faszinierend, Felsen, Kies und weißer Sand wechseln sich in mehreren Metern Tiefe ab, nur selten gibt es ein paar Wasserpflanzen. Am Inselufer gibt es etwa alle 500 m Warnschilder auf Schwedisch, die auf die militärische Nutzung hinweisen.

In der Mitte der Insel gibt es eine Bucht (Sandkroken) mit weißem Sandstrand, ein leider unerreichbares Paradies. Laut Karte gibt es am Ende der Insel einen kleinen Durchgang, den man als Abkürzung nutzen kann, aber dem ist nicht so. Also ging es bis zur Südspitze, in freudiger Erwartung der Wellen, die uns zurückbringen sollten.

Da wir auf der Leeseite paddelten, war uns gar nicht aufgefallen, dass der Wind mittlerweile völlig eingeschlafen war. Der Vättern, der an der Südspitze der Insel einen grandiosen Ausblick bietet, war eine einzige glatte Fläche. Nur vereinzelt gab es noch einen Rest Dünung. Durch das ruhige Wasser konnte man noch mehr Details unter Wasser erkennen.

Mittlerweile war es Zeit für die Mittagspause, dafür stehen auf der Westseite drei Inseln zur Verfügung, die nicht zum Sperrgebiet gehören. Wir entschieden uns für Stora Gräsholmen, die nördlichste der drei. Merkwürdigerweise roch es nach Rauch, auf der Insel sahen wir dann die Ursache: ein schlecht abgegrenztes Lagerfeuer hatte sich langsam einen Weg durch die Grasnarbe gefressen und qualmte vor sich hin. Unsere Spritzdecken wurden kurzerhand zu Wasserbehältern umfunktioniert und damit das Feuer gelöscht. Nach ausgedehnter Mittagspause schwebten wir in etwa 2 – 6 m Höhe über dem Grund entlang des Ufers von St. Röknen und dann vorbei an St. und Lilla Orrholmen (mit Leuchtturm) zurück zum Ausgangspunkt.

Weitere Touren

In der Umgebung gibt es viele lohnenswerte Ziele. In Granviken und Utnäset gibt es gut markierte Wanderwege mit Bohlenwegen durch das Moor und Klettern auf den Felsen. Am Ufer gibt es mehrere Bademöglichkeiten. Etwas unheimlich wird es, wenn in Karlsborg Munition getestet wird, der dumpfe Knall ist kilometerweit zu hören.

Hafen Hjo
Hafen Hjo

Ein längerer Ausflug für die Kinder führte nach Vimmerby: „Astrid Lindgrens Värld“ ist ein Muss für alle Pippi Langstrumpf und Michel Fans. Ganze Dörfer wurden verkleinert nachgebildet, der Kattulthof, Bullerbü, die Villa Kunterbunt – ein Fest für Kinder. Oder in Astrid Lindgrens Worten:

„Wir spielten immer. Wir spielten und spielten und spielten, so dass es verwunderlich ist, dass wir uns nicht kaputtspielten.“

Auch die kleine Stadt Hjo ist einen Besuch wert. Ein schöner Hafen, ein Park mit großem Spielplatz und ein historisches Viertel mit alten Holzhäusern sind einen Besuch wert.

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