Die Fahrt von der Knock nach Termuntersiel eignet sich sehr schön für Seekajak-Einsteiger. Die Distanz ist überschaubar, es gibt viel zu sehen und man landet sogar in den Niederlanden – also Personalausweis nicht vergessen!
Trotzdem sollte man nicht ohne Vorbereitung und Fachkenntnisse drauflos fahren, immerhin kreuzt man ein viel befahrenes Fahrwasser und der Ebbstrom kann einen bis in die Nordsee ziehen. Schwimmen ist hier schon nach wenigen hundert Metern keine Alternative mehr. Die wichtigsten Grundlagen muss man beherrschen und als Einsteiger die Strecke nicht alleine fahren. Sinnvollerweise fährt man mit auflaufendem Wasser Richtung Termunten und mit ablaufendem Wasser zurück. Die Fahrt selber dauert je nach Route, Wind und Strömung etwa gut eine Stunde, das Fahrwasser kann man in etwa 15 Minuten queren. Dabei muss der Schiffsverkehr sehr genau beobachtet werden, im Zweifel wartet man besser ab. Die Hochgeschwindigkeitsfähre sowie die Schnellboote der Wasserschutzpolizei oder des Zolls sollte man in jedem Fall passieren lassen. Am Ende des Geisedamms kann es durch das Zusammentreffen der Ebbströme aus Ems und Dollart turbulente Strömungen und Kabbelwasser geben.
Wer bequem einsetzen möchte, sollte bis zum ca. 2 km entfernten Anleger beim Cafe Strandlust fahren. Dort gibt es einen kleinen Strand, der bei jedem Wasserstand ein einfaches Einsteigen ermöglicht. Von dort kann man auch Richtung Norden ins Dukegat fahren.
Es geht los (2005)
Die Bedingungen sind ideal – schwacher bis mäßiger Ostwind, Sonnenschein und die letzte Stunde des auflaufenden Wassers. Also nutzen wir die Zeit. Zwei Kinder schauen neugierig zu und möchten mitfahren – dazu wären die Luken vorne und hinten doch sicher da! Wir erklären, dass man nur mit Schwimmweste auf das Wasser darf, so können wir ungestört einsteigen und losfahren. Wir starten am Cafe Strandlust, neben dem Anleger „Seebrücke Knock“. Ein künstlicher Sandstrand auf beiden Seiten ermöglicht bei jeder Windrichtung einen trockenen Ein- und Ausstieg.
Wie lange dies angesichts der geplanten Industrieansiedlungen am Rysumer Nacken noch möglich ist, weiß wohl niemand. Zudem endet hier die 42 km lange Transportpipeline, die die Sole (fast gesättigte Salzlösung) der Kavernenausspülung in der Nähe von Jemgum in die Ems leitet. Auch wenn es verdünnt wird: in unmittelbarer Nähe der Einleitung gibt es für die Lebewesen im Wasser kein Überleben.
Zunächst geht es am Ufer entlang etwa 2 Kilometer bis zum Schopfwerk Knock, seinerzeit das größte Siel- und Schöpfwerk Europas. Um Querströmung und Kabbelwasser zu vermeiden, sollte man einen Bogen um das Schöpfwerk fahren. Südöstlich vom Schopfwerk lag bis ins 16. Jahrhundert der Siel- und Fährhafen Knock. Wie auf dem Dollart gibt es hier überall versunkene Dörfer, mehr darüber auf der Knock-Seite.
Und rüber!
Wir verlassen das Ufer und fahren Richung Termuntersiel auf das offene Wasser. Die Tonnen erleichtern die Navigation, schon bald nähert sich das Fahrwasser. Bereits von weitem sieht man eine Gegenströmung (siehe Strömungsatlas), der Wind sorgt für ein paar weiße Köpfe und kurze, steile Wellen, alles aber noch locker zu befahren. Ein paar hundert Meter weiter ist der Spuk vorbei, die See ist wieder glatt. Der Hafen von Termuntersiel nähert sich. Die Sieltore sind offen, es bilden sich einige stehende Wellen, aber man kommt gut durch und ist – in Holland.
Termuntersiel
Ein von zahlreichen Enten und deren Hinterlassenschaften garnierter Steg sorgt für einen bequemen Ausstieg. Da die Zeit knapp ist, reicht es nur für einen Rundblick vom Deich, dann geht es zurück in die Boote. Im Siel haben sich jetzt steile Wellen gebildet, der Ebbstrom ist deutlich sichtbar. Wir fahren zunächst etwas stromauf, um das Fahrwasser in rechtem Winkel queren zu können. Der Wind schläft langsam ein, hinter dem Fahrwasser kann man sich etwas entspannen und Fotos machen. Ein Zollboot sorgt noch einmal für lange Wellen, die am Ufer recht imposant auflaufen. Am Schöpfwerk vorbei geht es nun mit dem Ebbstrom wieder zurück. Das Anlanden ist problemlos, nur eine schwarze Masse, die wie Teeblätter aussieht und schwimmt (Torf?), bleibt überall kleben…
Die zweite Tour (2011)
Bei fast völliger Windstille geht es im März 2011 wieder Richtung Termunten, diesmal jedoch wird zunächst das Fahrwasser gequert und dann auf niederländischer Seite Richtung Termuntersiel gepaddelt. Dabei geht es an der Hafeneinfahrt Delfzijl vorbei, hier ist Vorsicht geboten. Im Hafen selber darf nicht gepaddelt werden! Das Wetter ist ruhig, der Kibbeling schmeckt bestens, wieder eine schöne Fahrt.
Anmerkungen
- Eine schöne Tour, für die man sich besser ein paar Stunden mehr Zeit nimmt – dann kann man auch lecker essen.
- Kälteschutz und Schwimmweste sind Pflicht, auch im Sommer, ebenso wie Seekarte und die übliche Seekajakausrüstung.
- Wer mehr Zeit hat, kann am niederländischen Ufer stromauf bis zum Punt van Reide fahren oder noch weiter bis Neustaatensiel und bei Hochwasser über den Geiseleitdamm auf die Ems und zurück (Tagestour).