Krummhörn ganz unten: Freepsumer Meer

Da schlägt man 10 Jahre später die “Ferienzeitung Frühjahr 2023” der Zeitungsgruppe Ostfriesland auf und wundert sich, dass einem der Text auf Seite drei so bekannt vorkommt. Kein Wunder, wurde er doch wortwörtlich dem folgenden Bericht entnommen, allerdings ohne Quellenangabe:

Mit dem Kajak zum tiefsten Punkt in Niedersachsen (2013)

1983 war die Welt für die Ostfriesen noch in Ordnung. Im Guinness-Buch der Rekorde stand das in der Krummhörn gelegene trockengelegte Freepsumer Meer mit -2,30 m unter Normalnull als tiefster Punkt der Bundesrepublik Deutschland. Man stritt sich vielleicht noch mit dem Rheiderland, welches eine relativ große Fläche zwischen Wynhamsterkolk und Ditzumerverlaat als tiefste Fläche für sich beanspruchte, aber immerhin waren die Ostfriesen unter sich und die Unterschiede lagen im Zentimeterbereich.

-2,30 m unter NN...
-2,30 m unter NN…

1988 dann wurde nachgemessen. Und so fanden die Vermesser des Kieler Innenministeriums eine andere Stelle, rund 300 km entfernt bei Neuendorf-Sachsenbande in Schleswig-Holstein, die sogar 3,54 m unter Normalnull liegen soll. Mittlerweile gibt es nicht einmal mehr das Normalnull, denn es wurde 1993 vom Normalhöhennull abgelöst, als Folge der Zusammenführung der Höhenmesssysteme der alten und neuen Bundesländer. Der Unterschied beträgt jedoch in der Praxis nur wenige Zentimeter. Und Ostfriesen sind stur: das Schild weist weiterhin das Freepsumer Meer als tiefste Stelle “der BRD” aus.

Da Neuendorf-Sachsenbande in einem anderen Bundesland liegt, sind wir also immerhin zumindest in Niedersachen dem Erdmittelpunkt nirgends so nahe wie hier. Trockenen Fußes zumindest, und auch nicht im Keller oder in einer Tiefgarage. Tiefer geht es natürlich schon, einige Gebiete in der Nordsee liegen unter -70 m. Aber selbst mit Stiefeln hat man dort nasse Füße.

Da ein so tiefliegendes Gebiet ständig entwässert werden muss, bietet die Krummhörn mit seinen vielen Tiefs, Kanälen und Entwässerungsgräben ein Eldorado für Paddler.

Diese kleine Rundtour startet bei ungewöhnlichen 10 °C am Silvester 2013 auf dem Pewsumer Tief, ca. 100 m vom Eilsweg entfernt. Ein Blick nach hinten zeigt riesige schwarze Rauchwolken, denn die Veranstaltungshalle “Kolossaal” in Pewsum steht in Flammen, wie später in den Zeitungen zu lesen ist.

Weiter unter dem Himmel
Weite unter dem Himmel

Es geht vorbei am Woltzener Vorwerk und einigen auf Warfen gelegenen Bauernhöfen Richtung Süden zum Knockster Tief, ein breiter Kanal, der die gesamten Wassermassen der Krummhörn aufnimmt und am Schöpfwerk Knock in die Ems leitet.

Nach einigen Kilometern zweigt links das Freepsumer Tief ab und man gelangt zum ehemaligen Uhlsmeer, heute der Name einer kleinen Siedlung. Das Meer wurde wie viele andere Binnenseen trockengelegt, seit einigen Jahren werden in dem Gebiet jedoch wieder Flächen vernässt und Flachwasserzonen zum Wiesenvogelschutz angelegt.

Nach etwa einem Kilometer folgt das eigentliche Ziel der Tour: schon von weitem kann man den Mast sehen, an dem – leider nicht nicht ganz maßstabsgerecht – einige Schilder das Normalnull und andere interessante Höhen in Ostfriesland darstellen. Das Anlegen und Aussteigen ist nicht ganz einfach, da die tiefliegenden Gebiete durch einen kleinen Deich abgetrennt sind und somit die Ufer recht steil sind.

Nun liegen etwa 400 m Fußmarsch vor einem, denn der eigentliche Tiefpunkt liegt mitten in einem Feld. Man kann aber auch vom Weg aus genug sehen…

Wieder im Kajak heißt es aufpassen, das Canumer Tief zweigt links ab. Das Rohr unter der Straße ist nicht passierbar, also umtragen. Danach wird es idyllisch, das schmale Tief schlängelt sich durch die Felder, schilfbewachsene Ufer wechseln mit großartiger Aussicht auf das flache Land.

Leider muss man nochmal umtragen, der Schmale Weg kreuzt, aber das Ziel ist nahe. Vom Canumer Tief links abbiegen, ein letztes Mal umtragen (dieses Mal der Breite Weg) und man ist wieder nahe am Startpunkt. Die letzten Meter muss das Boot wieder über Land gezogen werden, dann ist es geschafft.

Der Landweg

Man kann auch ganz ohne Boot den Punkt besuchen. Dazu folgt man in Freepsum der Beschilderung und stellt das Auto auf dem kleinen Parkplatz am Wirtschaftsweg ab. Nun muss man noch etwa einen Kilometer zu Fuß den weiteren Schildern folgen und gelangt schließlich auch zum tiefsten Punkt.

Karte

Video

Bildergalerie

(Zum Vergrößern das Bild anklicken)